»Mama?...«
Keine Antwort.
» Maaamaa?«
Wieder keine Antwort.
»Mama, Mama, Mama, Mama…«
»Verflixt noch mal, Melinda, was zum Kuckuck ist denn los?«
So schallt es aus der Küche ins Wohnzimmer, indem Melinda seelenruhig mit ihren Babies spielt. Allein die Tatsache, dass sie es kann, lässt das Kind stoisch weiter nach der Mutter rufen. Und man erkennt irgendwann Ausdauer ist von Erfolg gekrönt.
„Nur einmal,“ denkt die Mutter sich, „nur einmal wäre es schön wenn meine Tochter das täte was ich mir insgeheim wünsche…“.
Sinja Pirol – so der klangvolle Name der Mutter, hält einen Moment inne bevor sie aus der Küche stürzt, um ihrer Tochter die Wacht anzusagen. Dann erkennt sie, was für einen unglaublichen Blödsinn sich doch manchmal in ihren Gedanken zusammen braut.
Ihre Tochter ist sechseinhalb, quirlig und gesund wie alle Mädchen in diesem Alter und Sinja ist sehr dankbar dafür. Jetzt tut ihr ihre wirsche Art zu antworten richtig leid und bevor Melinda ein viertes Mal aus voller Kehle ruft, denn das Mädchen interessiert die schroffe Antwort der Mutter nicht, sie ist viel zu vertieft in ihr Puppenspiel, stürzt Sinja aus der Küche in die Stube und lässt sich ohne Zeit zu vergeuden auf den Boden zu ihrer Tochter plumpsen.
Melinda schaut ihre Mutter verdutzt an und Sinja freut sich innerlich sehr, dass sie ihre Tochter mit der Plumpsaktion so überraschen konnte. Doch ihr Triumpf währt nur kurz, denn da strahlt Melinda die Mutter an und sagt vergnügt:
»Mama, das hat aber diesmal lange gedauert bist du zu mir gekommen bist.«
Sinja stöhnt innerlich und muss zugeben, dass sie auch diesen Kampf mal wieder verloren hat. Jedoch solche Kämpfe verliert sie eigentlich gerne, denn eine Sekunde nach dem Melinda sie ad absurdum geführt hat, schmeißt sich das Mädchen in die Armer der Mutter und busselt sie ab.
Glücklich lässt Sinja sich mit ihrer Tochter auf den Rücken fallen und kitzelt sie durch. Das Lachen des Kindes schallt durch die ganze Wohnung und erfüllt Sinjas Herz mit reinstem Glück.
Nach einer Weile liegen die Beiden erschöpft Arm in Arm auf dem flauschigen Teppich und etwas außer Atem sagt Melinda:
»Mama, was ich dich die ganze Zeit schon fragen wollte…«
Eine kurze Pause entsteht und Sinja schaut ihre Tochter fragend an, doch da schweigt Melinda ein wenig zu lang und so erkundigt sich die Mutter:
»Was wolltest du mich fragen Schätzchen?«
Melinda grinst und antwortet:
»Meinst du nicht auch wir hätten uns wieder mal einen leckeren Bananen-Schoko-Shake verdient?«
Da prustet die Mutter laut los. Ein Lachflesch macht sich in ihr breit, in den Melinda sogleich mit einstimmt. Während Mutter und Tochter sich wieder vor Lachen am Boden kugeln denkt Sinja:
„Gott ich danke dir für dieses Kind, ich liebe sie ja soooo sehr.“
Zwanzig Minuten später sitzen Sinja und Melinda auf den Barhockern in der Küche und schlürfen genüsslich ihren wohlverdienten Shake.
Während ich die Geschichte schrieb, habe ich mich gefragt, wie oft wir als Kinder Gott unseren Vater so rufen.
Halten wir die Kleinigkeiten in unserem Leben für wichtig genug um sie mit Gott zu teilen? Oder versuchen wir doch immer wieder alles erst mal allein zu regeln?
Denken wir: „Nee, damit behellige ich Gott doch gar nicht!“
Oder bitten wir ihn auch im Kleinsten uns zur Seite zu stehen?
Und was ist mit der Plumsaktion?
Gott muss sich nicht zu uns auf den Boden fallen lassen um wirklich bei uns zu sein. Gott ist immer bei uns und er hebt uns zu sich hinauf.
Er zieht uns in seine Arme und will Glück und Fröhlichkeit, aber auch das Leid mit uns teilen.
Wann hast du zu letzten Mal mit Gott zusammen gesessen, mit ihm geredet, dich so richtig wohl gefühlt und vielleicht einen Shake getrunken?
Palm 91 (LUT)
1 Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt,
2 der spricht zu dem HERRN: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe.
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